Kaninchenaufzucht- Ratgeber
Das Miterleben des Nachwuchs ist einfach eine besonders zierliche Erfahrung – Voraussetzung: Sie beachten von Anfang an einige wesentliche Dinge. Was es bei einer Kaninchenzucht alles zu beachten gibt, erfahren Sie im folgenden Ratgeber.
Voraussetzungen
Gesunde Elternteile
Die erste Voraussetzung für das Verpaaren ist, dass beide Elterntiere kräftig und gesund sind und keine Krankheiten weitervererben können. Sie sollten auf keinen Fall Tiere zu verpaaren über die keine Informationen über Krankheiten bekannt ist. Inzucht ist dabei außerhalb von Zuchtlinien unbedingt zu vermeiden.
Haltung
Zuerst sollten sie sicherstellen, dass Sie die Tiere für längere Zeit unterbringen können oder die Jungtiere in gute Hände abgeben können. Stellen Sie schon in der Vorbereitungsphase eine artgerechtes Gehege für das Weibchen und die Jungen bereit. Mindestens ein 4 m² großes Gehege und ein Schutzhaus sollten zur Verfügung stehen. Sonst werden Kaninchenweibchen schnell aggressiv und unsozial.
Neben der ausreichend großen Unterbringung spielt auch die Pflege dieser eine große Rolle. So verhindern Sie, dass Bakterien entstehen und die Jungtiere oder auch das Elterntier krank werden. Stellen Sie also sicher, dass die Einstreu regelmäßig gewechselt wird und der Stall frei von Kot ist und.
Geschlechtsreife
- Zwergkaninchen sind ab dem 3. Lebensmonat geschlechtsreif. Sie sollten auf jeden Fall die Tiere bzw. alle Ihre Jungtiere mit 12 Wochen dem Geschlecht entsprechend voneinander trennen und die Rammler kastrieren lassen.
- Spätestens ab dem achten Lebensmonat, kommt zur Geschlechtsreife auch ein gesteigerter Geschlechtstrieb dazu.
- Größere Kaninchenrassen erreichen die Geschlechtsreife etwas später. Sie können ab dem 4. oder 5. Lebensmonat für Nachwuchs sorgen.
Zuchtreife
Mit Eintritt der Geschlechtsreife sind Kaninchen noch nicht zur Zucht geeignet, sondern selber noch Jungtiere, die sich im Wachstum befinden und alle Nährstoffe in die gesunde Entwicklung des eigenen Körpers investieren. Im Allgemeinen ist die Zuchtreife dann erreicht, wenn das für die Rasse typische Normalgewicht erreicht ist. Dies ist mit 5-8 Monaten der Fall.
Paarung
Haben Sie sich nun ein Pärchen Kaninchen angeschafft und erfolgreich vergesellschaftet, wird es auch später zur Paarung kommen. Der Paarungsakt selbst dauert nur wenige Sekunden, dem aber ein aufwendiges Werben des Rammlers um die Häsin vorausgeht. Der Rammler steigt von hinten auf die Häsin mit einem längeren Paarungs-Spiel, das mit Sprüngen, Jagereien und gemeinsamen Äsen einhergeht. Ist der Begattungsakt erfolgreich vollbracht, fällt der Rammler mit einem kurzen hörbaren Brummlaut regungslos vom Weibchen ab.
Ein weibliches Kaninchen kann pro Jahr zwischen 5 und 11 Würfe aufziehen – und das in einem Abstand von einem Monat. Die Anzahl der Jungen pro Wurf, variiert dabei mit 2 bis 12 recht stark. Eine Paar kann rechnerisch in einem Jahr für 132 kleine Kaninchenkinder sorgen.
Test
Zum Test kann die Häsin erneut dem Rammler etwa 10 bis 14 Tage nach der ersten Bedeckung vorgestellt werden. Lässt sie einen Deckakt erneut zu, dann können Sie davon ausgehen, dass die Häsin nicht tragend ist. Ansonsten ist das weibliche Kaninchen mit Sicherheit nicht schwanger. In sehr seltenen Fällen kann es zur Superfötation kommen und es entwickeln sich zwei unterschiedliche Trächtigkeiten zur selben Zeit und damit auch zwei unterschiedliche Geburtstermine.
Scheinträchtigkeit
Da Kaninchen keinen wiederkehrenden Zyklus haben, wird bei ihnen der Eisprung durch den Deckakt ausgelöst, z. B. gegenseitiges Berammeln oder auch durch Streicheln über die Wirbelsäule. Eine scheinträchtige Häsin verhält zu Beginn aggressiver und verschrecken gar Partner von gemeinsamen Futter- und Schlafplätzen. Teilweise können die Zitzen der Häsin angeschwollen sein und sondern sogar Milch ab. In dieser Zeit brauchen die Kaninchen sehr viel Ruhe sowie beruhigende Kräuter- Frisch oder als Tee anzubieten (Kamille, Fenchel, Melisse)
Schwangerschaft
Die Trächtigkeit dauert etwa 29-33 Tag, kurz vor der Geburt fängt das Kaninchen mit der Vorbereitung an. So beginnt sie ca. 10 Tage vor der Geburt, ein wärmendes Nest für ihre Jungen zu bauen. Dazu verwenden sie die Einstreu und auch Fellhaare, die sie sich ausrupfen. Das Nest sollten Sie auf gar keinen Fall entfernen,
Ansonsten empfiehlt es sich, 10 Tage vor der Geburt den Käfig noch einmal gründlich zu reinigen und dem Kaninchen eine Wurfskiste mit den Maßen von etwa 40cm Länge x 40cm Breite x 30cm Höhe bereitzustellen.
Grösse der Wurfkiste
Zwerg- und Kleinrassen | 30x30x 30cm |
Mittelrassen | 40x30x 35cm |
Grossrassen | 45x35x 40cm |
- Diese Wurfbox ist eigentlich für Katzen gedacht, aber kann auch perfekt für Nagetiere eingesetzt werden.
- Als Wurfbox bietet diese Wurfkiste hinreichend Platz für die Kaninchenmutter und ihre Babys, die sich sicher und beschützt fühlen werden. Die Neugeborenen dürfen Entdeckungstour gehen und schnell wieder zu Ihrer kuscheligen Mütter zurückfinden.
- Maße: Höhe: 40 cm; Breite: 60 cm; Tiefe: 50 cm; Einstieg: ca. 25 x 25 cm ; Höhe des Einstiegs : ca. 8 cm
- Als ultimative und günstige Alternative für eine Wurfbox
- Nur noch Öffnung rein sägen und fertig.
Geburt
Die Geburt findet meist in der Nacht oder am Morgen statt. Kontrollieren Sie ein paar Stunden danach das Nest und entfernen Sie Totgeburten. Das Weibchen ist schon kurz nach der Geburt,wieder deckreif. Es ist daher ratsam, den Rammler frühzeitig vom Weibchen zu trennen.
Ist der Nachwuchs wohlbehalten zur Welt gekommen werden die Kleinen das erste Mal gesäugt. Diese erste sog. Kolostralmilch enthält notwendige Abwehrkörper, über die die jungen Kaninchen noch nicht selber verfügen. Dann deckt die Mutter ihren Nachwuchs mit Bauchfell und Nistmaterial zu und verlässt das Nest.
Handaufzucht
Im schlimmsten Fall kann es vorkommen, dass das Weibchen für ihre Jungen nicht sorgen will oder kann. Die Sterblichkeit von handaufgezogenen Kaninchenjungen ist leider sehr hoch. Deswegen sollte,wenn man sich die Handaufzucht selbst nicht zutraut, man sich immer am nächsten Tierheim oder alternativ an die Tierklinik wenden, .
Wichtig ist, dass nicht gesäugte Kaninchenjungen schnell versorgt werden. Für eine Handaufzucht benötigen Sie Folgendes:
- Katzenaufzuchtmilch: Bestehend aus 5 ml Korvimin (ca.1 Msp),Traubenzucker (ca.2 Msp) , Speiseöl (Sonnenblumenöl, 2 Tropfen). Die Milch sollte für jede Fütterung neu gemischt werden, nehmen Sie dazu abgekochtes Wasser oder Fencheltee.
- 1ml Spritzen ohne Kanüle:
Mit diesen Spritzen kann man die Kaninchenjungen erfahrungsgemäß am einfachsten füttern. - Weiche Tücher:
Zu Abwischen des Mäulchens dienen weiche Tücher mit etwas warmen Wasser befeuchtet (aus Hygienegründen verschiedene Tücher verwenden!). - Gegebenfalls. Medikamente zur Unterstützung des Immunsystems:
Manchmal ist es notwendig, schwachen und kleinen Kaninchenbabys z.B. Kolostrumersatz mit in die Milch zu mischen, um deren Immunsystem anzuregen. Ölige Kräuterpräparate können die Verdauung unterstützen. Am besten den Tierarzt hierzu befragen. - Warmes Ersatznest:
Hierfür bietet sich die Unterschale einer Transportbox oder eine Kunststoffwanne an- ausgestattet mit einem Handtuch und eine Wärmequelle unter der Wanne. Das Ersatznest darf besonders zum Anfang, wenn die Welpen noch ohne Fell sind, nicht zu groß sein, damit diese sich gegenseitig gut wärmen können.
Folgendes kann Ihnen bei der Aufzucht und Fütterung als Anleitung helfen:
Vererbungslehre
Der Unterschied zu einer reinen Vermehrung ist das Ziel eines Zuchtfortschrittes. Den Reiz des Züchtens ist es, vorhersagen zu können, welches Ergebnis die Bemühungen haben werden – und zwar, bevor die Kaninchenbabys zur Welt gekommen sind! Man kommt um ein Mindestmaß an die Lehre der Genetik nicht herum. Dabei ist das wichtigste Utensil für echte Zucht die Vererbungslehre. Durch dieses Wissen ist es möglich, gezielt bestimmte Merkmale (z.B. weißes Fell) zu züchten und andere Merkmale weg zu züchten.
Grundlagen
Die Erbanlagen der Kaninchen resultieren aus vielen 1000 Genen zusammen. Jede Zelle besitzt einen doppelten Chromosomensatz aus insgesamt 44 Chromosomen. Je ein Chromosom der 22 Chromosomenpaare stammt vom Vater und das andere von der Kaninchenmutter. Die Chromosomen eines Chromosomenpaares tragen die Gene für das gleiche Merkmal, so dass alle Zellen zwei Kopien jedes Gens besitzt. Ein Merkmal kann dominant oder rezessiv vererbt werden. Ein dominantes Allel (ein Allel ist die Ausprägungsform des Genes) überlagert dabei ein rezessives Gen.
Ein gutes Beispiel dafür sind Farb-Paarungen :
- Ein reinerbiges schwarzes Kaninchen gepaart mit einem reinerbigem schwarzen Kaninchen kann nur schwarze Kaninchen als Nachkommen bekommen, weil schwarz dominant ist.
- Ein reinerbiges weißes Kaninchen-Paar bekommen nur weisse Jungtiere, weil das Gen rezessiv ist und kein dominantes Gen vorhanden ist.
- Bei einer Paarung von einem reinrassigen schwarzem Kaninchen mit einer reinrassigen weißen Häsin, sind alle Nachkommen schwarz, weil schwarz sich als dominante Farbe durchsetzt. Aber Achtung, ein Teil der Nachkommen trägt das weisse Gen(Genotyp) in sich.
Genotyp und Phänotyp
- Der Phänotyp oder Erscheinungsbild sind die Merkmale, die sich äußerlich zeigen, wie Fellfarbe.
- Der Genotyp oder die genetische Anlage ist die genetische Ausstattung der Tiere
Die Mendelschen Gesetze
Bei der Vererbung wurden vom Forscher Mendel folgende Regekn erkannt:
- 1. Mendelsche Regel/Uniformitätsregel:
Werden zwei reinrassige Kaninchen gepaart, so haben alle Nachkommen das gleiche Aussehen.
- 2. Mendelsche Regel/Spaltungsregel:
Werden Kaninchen der 1. Tochtergeneration miteinander, so haben direkt Nachkommen die genetischen Eigenschaften beider Elternteile im Verhältnis 3:1.
Beispiel: Bei zwei schwarzen Kaninchen, sind die Nachkommen drei schwarze und ein weißes Kaninchen
- 3. Mendelche Regel/Unabhägigkeitsregel:
Kreuzt man zwei Kaninchen, die sich in mehreren Merkmalen reinerbig unterscheiden , so treten in der F2-Generation die Merkmale der Eltern im Verhältnis 9:3:3:1 auf.
Beispiel: Kreuzt man ein braunes Kaninchen mit grünen Augen mit einem weißen Kaninchen das braune Augen hat, so werden in der zweiten Generation zum Beispiel neun braune Kaninchen mit braunen Augen, drei braune Kaninchen mit grünen Augen, drei weiße Kaninchen mit braunen Augen und ein weißes Kaninchen mit grünen Augen gezeugt.
Lesenswerte Ratgeber und weiterführende Literatur
Unter den zahlreichen Ratgebern zur Kaninchenzucht den Richtigen zu finden, ist gar nicht so einfach. Fast jeder Kaninchenhalter hat Bücher mit Fehlinformationen oder wenig hilfreichen Tipps gekauft, bevor er mal ein gutes Buch erwischt hat. Deshalb wollen wir Ihnen helfen, hilfreiche, aktuelle Ratgeber mit guten Infos zu finden. Wir haben viele Kaninchenbücher zur Zucht gelesen und können die folgenden Ratgeber empfehlen.
- Schumacher, Christoph (Autor)
- Eknigk, Heidrun (Autor)
Letzte Aktualisierung am 7.10.2024
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