Kaninchen vergesellschaften
Wer zwei oder mehr Kaninchen hat und sein Rudel vergrößern möchte, muss sich unweigerlich mit dem Thema Vergesellschaftung von Kaninchen auseinandersetzen. Gibt man den Tieren nämlich keine Zeit, sich kennenzulernen oder stimmen die Voraussetzungen einfach nicht, kann es bei der Vergesellschaftung zu Problemen kommen. Ist der Entschluss gefasst Kaninchen vergesellschaften zu wollen, sollten im Vorfeld einige Punkte beachtet werden.
Vergesellschaftung Kaninchen – wer kommt zusammen?
Schon vorab sollte man sich genau überlegen, welche Kaninchen sich später ein Gehege teilen sollen: Weibchen? Rammler? Oder beides? Alte Tiere oder junge Tiere? Meist gelingt die Vergesellschaftung besser, wenn die Tiere etwa im gleichen Alter sind – je jünger, desto einfacher lassen sich Kaninchen vergesellschaften. In jungen Jahren sind Kaninchen nämlich noch etwas neugieriger, aber auch offener. Junge Kaninchen zeigen außerdem viel Temperament. Droht eine Vergesellschaftung zu scheitern, erkennt man dies bei jungen Tieren oft schneller. Allerdings sollten die Tiere zum Zeitpunkt der Vergesellschaftung wenigstens 4 Monate alt sein.
Beim Geschlecht der Kaninchen, die man zusammenführen möchte, gibt es einiges zu beachten. Wer Rammler in der Gruppe hält, sollte diese immer kastrieren, denn kastrierte Männchen führen weniger Machtkämpfe aus. Gleichzeitig sinkt so natürlich die Gefahr, dass Weibchen in der Gruppe trächtig werden.
Ebenso sollte der Halter sich genau überlegen, wie viele Tiere er zusammenführen möchte. Die Vergesellschaftung von 3 Kaninchen gelingt in der Regel sehr viel besser und schneller als es bei der Vergesellschaftung von 4 Kaninchen oder mehr der Fall ist. Mit zunehmender Anzahl sollte man also entsprechend mehr Zeit einplanen.
- Rammler vergesellschaften und Weibchen vergesellschaften
Möchte man zwei oder mehr Rammler zusammenführen, ist besondere Vorsicht geboten. Auch wenn die Vergesellschaftung in vielen Fällen gelingt, sollte man als Halter die Situation gut im Blick haben, damit man gegebenenfalls eingreifen kann, falls Machtkämpfe Verletzungen nach sich ziehen. Führt man zwei Weibchen zusammen, kann es ebenso zu härten Machtkämpfen kommen.
- Mischgruppe vergesellschaften
Besonders gut gelingt die Vergesellschaftung vom Männchen und Weibchen. Da Machtkämpfe verstärkt unter gleichgeschlechtlichen Tieren auftreten, kommt es bei einer Mischgruppe oft zu einer schnellen friedlichen Lösung.
Kaninchen vergesellschaften – so gelingt es
Möchte man zwei, drei oder mehr Kaninchen vergesellschaften, sollte man einige Tipps auf jeden Fall befolgen, um die Situation so entspannt wie möglich für die Tiere zu gestalten. Der Beginn des Kennenlernens sollte immer um die Mittagszeit herum stattfinden. Eine Vergesellschaftung bei Nacht empfiehlt sich nicht – vor allem nervöse Tiere wären dabei viel zu unruhig.
- Vorbereitung
Bevor man mehrere Kaninchen vergesellschaftet, sollte man sich davon überzeugen, dass sie allesamt gesund sind. Bringt ein Kaninchen eine ansteckende Krankheit mit, kann diese sich sonst schnell auf die ganze Gruppe ausbreiten. Dazu lässt man den Tierarzt eine Kotprobe der Tiere auf Parasiten untersuchen. Zudem sollte man vor der Vergesellschaftung sichergehen, dass nur EC-positive oder EC-negative Tiere miteinander leben werden – um das festzustellen, ermittelt man durch eine Blutprobe den E. Cuniculi Status der Tiere.
Doch nicht nur die Tiere müssen vorbereitet werden, sondern auch das Gehege. Möchte man Kaninchen vergesellschaften, sollte man immer für ein neutrales Gehege sorgen. Fände die Zusammenführung in einem bereits bestehenden Revier statt, käme es unter Umständen zu schweren Kämpfen. Vor der Zusammenführung lohnt es sich, die Tiere ein wenig zu verwirren. Setzt man sie nicht direkt ins neutrale Übergangsgehege, sondern trägt oder fährt man sie ein wenig in der Transportbox durch die Gegend, herrscht bessere Chancengleichheit zwischen den einzelnen Tieren – so sind alle gleichermaßen verwirrt, gleichermaßen „neu“ und haben die gleichen Voraussetzungen beim Kennenlernen. Beim neutralen Gehege sollte man außerdem darauf achten, dass alle Häuschen oder Verstecke zwei Ausgänge haben – tragen die Kaninchen ihre ersten Machtkämpfe aus, werden einzelnen Tiere sonst in die Ecke getrieben. Ein Rundlauf muss möglich sein.
Außerdem sollte man bei der Kaninchen Vergesellschaftung auf viel frisches, artgerechtes Futter achten – das lenkt bei Bedarf ein wenig ab und sorgt für ausreichend Energie.
Vergesellschaftung Kaninchen
In dieser Phase nähern sich die Tiere etwas an und lernen sich kennen. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Anordnung der Rangfolge. Diese müssen die Tiere unter sich festlegen. Kaninchenhalter sollten vor der Vergesellschaftung auf jeden Fall wissen, welche Verhaltensmuster in diesem Rahmen okay sind, wann eine Vergesellschaftung gescheitert ist oder wann man eingreifen sollte. Die typischen Phasen des Kennenlernens sind diese:
- Beschnüffeln
Die Kaninchen finden sich plötzlich allesamt in einem neuen, ungewohnten Gehege ohne festgelegte Rangordnung wieder. Für die erste Orientierung beschnüffeln sich die Tiere gegenseitig – die Basis für ein Kennenlernen.
- Berammeln
Besteigt ein Kaninchen ein anderes, ist das nicht unbedingt als sexuelle Handlung zu verstehen. Vor allem bei der Vergesellschaftung spielt das Berammeln unter den Tieren eine besondere Rolle: Wer ein anderes Kaninchen besteigt, steht in der Rangordnung weiter oben. Wer bestiegen wird, unterwirft sich und nimmt damit auch in der Rangordnung einen untergeordneten Platz ein.
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Rundlauf
In dieser Phase jagen sich die Kaninchen quer durch das neutrale Gehege. Auch das dient dem Zweck, sich gegenseitig zu unterwerfen. Damit Chancengleichheit herrscht und sich kein Kaninchen in die Enge getrieben fühlt, sollte man Einbahnstraßen im Übergangsgehege vermeiden. Häuschen sollten also immer zwei Zugänge haben, so dass ein Kaninchen bei Bedarf schnell wieder weiterlaufen kann. Dies ist übrigens auch der Grund, warum man ein neutrales Gehege für das Kennenlernen wählt. Eine Vergesellschaftung im Revier brächte einen enormen Heimvorteil für die bereits dort lebenden Kaninchen mit sich, so dass kein neuer Mitbewohner die Chance auf einen fairen Machtkampf hätte.
Für den Halter kann diese Phase erschreckend sein, denn manche Tiere jagen sich wirklich heftig. Tatsächlich legt aber diese Rundlauf-Phase den Grundstein für stabile Machtverhältnisse innerhalb der Gruppe. Eingreifen sollte der Halter lediglich, wenn ein Kaninchen sichtbar verletzt wurde. Zwar ist es normal, dass die Tiere sich auf ihrem Rundweg immer wieder einmal zwicken, doch stärkere Bissverletzungen sollten Grund zur Sorge bieten. Ebenso sollte der Halter aktiv werden, wenn ein Kaninchen sich aus der Jagerei ausklinkt – während kleine Pausen zur Erholung erlaubt sind, sind längere oder dauerhafte Jagd-Auszeiten oft die Basis eines späteren Scheiterns.
Auch hohe Sprünge gegeneinander oder aneinander vorbei sind in dieser Phase erlaubt – diesen Anblick sollte der Halter jedoch nicht mit einem harten Zweikampf verwechseln. Bei der Kaninchen Vergesellschaftung kommt es vor allem nachts immer mal wieder zu Reibereien unter den neuen Wohngenossen.
- Ausruhen
Wer jagt, muss auch ruhen. Während der Rundlauf-Phase und auch gegen deren Ende ist es normal, dass die Kaninchen erschöpft herumliegen. Der Kreislauf kommt durch das Laufen und durch die Aufregung ja ziemlich in Wallung. Pausen sind also besonders wichtig. Hierbei sollte der Halter lediglich darauf achten, dass die Tiere sich mit Wasser und Schatten abkühlen können. Außerdem sollte keines der Kaninchen sich dauerhaft aus der wilden Jagd herausnehmen.
Kaninchen Vergesellschaftung – wann geglückt?
Es ist ein gutes Zeichen, wenn die Kaninchen damit beginnen, nebeneinander zu fressen. Dies zeigt, dass das Machtgefälle einigermaßen ausgewogen ist und keines der Tiere zu kurz kommt – man vertraut sich gegenseitig. Ein paar Tage später ist es Zeit, in das dauerhafte Revier umzuziehen.
Dabei ist es nicht erforderlich, das alte Gehege zu desinfizieren. Es kann aber ratsam sein, die Einrichtung ein wenig umzustellen und Sackgassen zu vermeiden. Auch im neuen Zuhause kann es anfangs nochmal zu ein paar wilden Jagden kommen. Diese gehen aber normalerweise schnell vorbei. Der Halter kann dann beobachten, wie die einzelnen Kaninchen immer mehr zu einer Gruppe zusammenwachsen. Gemeinsames Fressen, kuscheln oder gemeinsame Rundläufe sind das beste Zeichen dafür.
Kaninchen vergesellschaften – wann gescheitert?
Kaninchen vergesellschaften ist nicht immer von Erfolg gekrönt.
In den meisten Fällen merkt es der Halter recht schnell, ob er seine Kaninchen erfolgreich vergesellschaften kann oder nicht. Folgende Verhaltensmuster weisen darauf hin, dass die Vergesellschaftung scheitert:
- Verkeilen
Während des Rundlaufs zwicken Kaninchen sich gerne gegenseitig. Möchte keines der Tiere sich unterwerfen, kann es zu einem Verbeißen kommen. Die Tiere liegen dabei wie ein Knäuel auf dem Boden und sind mit Krallen und Zähnen regelrecht verkeilt. Dies muss noch nicht das Scheitern der Kaninchen Vergesellschaftung bedeuten, aber der Halter sollte dazwischengehen – aufgrund der Bissgefahr aber nicht mit der nackten Hand. Kommt es öfter zu diesen Verkeilungen, passen die Tiere wohl nicht zueinander. Nicht jedes Kaninchen ist gruppentauglich.
- Schwere Bissverletzungen
Auch wenn Kaninchen sich bei der Jagd gegenseitig gerne mal beißen, fließt dabei in der Regel kein Blut. Ist das doch der Fall, ist eines der Tiere vermutlich etwas schwerer verletzt. Nun kann es passieren, dass das verletzte Tier Angst hat und sich deshalb zurückzieht oder unterwirft. Nach Abheilen der Verletzung kann es aber zu erneuten Machtkämpfen kommen. Stellt der Halter fest, dass ein Tier sich verstärkt zurückzieht, sollte er eingreifen. Gerade die extrem ängstlichen Tiere sind es, die eine Vergesellschaftung oft noch im Nachhinein scheitern lassen.
- Fehlender oder dauerhafter Rundlauf
Manchmal tun Kaninchen so, als wäre nichts, wenn sie vergesellschaftet werden. Der Rundlauf fällt dann aus. So fehlt den Tieren aber die Basis dafür, eine Rangordnung festzulegen. Bleibt die Jagd aus, kann dies das frühzeitige Scheitern der Vergesellschaftung bedeutet.
Ebenso kann ein übermäßig langer Rundlauf negativ sein. Hält diese Phase, auch bei größeren Kaninchen Gruppen, mehr als ein paar Tage an, passen die Sozialpartner scheinbar nicht zusammen. Sie können dann keine Rangordnung festlegen. Wer seine neuen Kaninchen nicht abgeben möchte, kann die Tiere dann einfach in Paarhaltung nehmen.
Kaninchen vergesellschaften ist also kein Hexenwerk, erfordert jedoch ein Wenig an Vorbereitung und Zeit sowie einen aufmerksamen Zweibeiner… 😉
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