Die Außenhaltung der Kaninchen
Die Frage nach der besten Haltungsart beschäftigt verständlicherweise viele Kaninchenbesitzer und Neulinge auf dem Gebiet. Keine Frage: Wer sein Tier liebt, wird sich auch wünschen, es so artgerecht wie möglich zu halten. Dabei stellt die Außenhaltung logischerweise die natürlichste Haltungsform der Kaninchen dar. Die Kaninchen sind wie ihre wildlebenden Artgenossen Teil der Umwelt und können Geräusche, Gerüchte und Temperaturunterschiede direkt erfahren. Über eine Wiese zu hoppeln, frisches Grün zu fressen und zu buddeln, das macht ein Kaninchenleben wirklich lebenswert. Und frische Luft ist natürlich auch gesünder für ihre sensiblen Atemwege, als Heizungsluft oder gar Zigarettenqualm. Auch wenn sich Innen- und Außenhaltung in Bezug auf grundlegende Punkte (wie den Platzbedarf) nicht unterscheiden, gibt es natürlich ein paar Besonderheiten, die im Folgenden für das Wohlergehen Ihrer Kaninchen thematisiert werden müssen.
Welche Kaninchen sind für die Außenhaltung geeignet?
Die meisten Kaninchen sind von Natur aus für die Außenhaltung geeignet. Nur gibt es einige wenige Rassen, die aufgrund des zu dünnem Fells, besonders Probleme mit dem kaltem Winter haben. Folgende Kaninchenarten bilden kein ausreichendes Winterfell:
- Rexkaninchen
- Angorakaninchen
- Mischlinge mit langem Fell
Umgewöhnung
Grundsätzlich ist eine Außenhaltung für Kaninchen überhaupt kein Problem, auch nicht im tiefsten Winter. Um gut gegen die eisige Kälte geschützt zu sein, müssen Sie sich dafür jedoch ein dickes Winterfell zugelegt haben. Dies entsteht nur, wenn sie lange genug im Freien waren. Kaninchen können dann sogar Temperaturen bis -20 Grad aushalten, solange eine frostfreie Schutzhütte zur Verfügung steht.
Entweder Sie lassen die Tiere dann nur bis zum Spätherbst draußen und siedeln sie für den Winter wieder ins Haus um, oder Sie lassen sie das ganze Jahr über im Freien. Kaninchen können sogar Temperaturen bis -20 Grad aushalten, solange eine frostfreie Schutzhütte zur Verfügung steht. Sie müssen sich dafür jedoch ein dickes Winterfell zugelegt haben was nur geschieht, wenn sie lange genug im Freien waren.
Kaninchen benötigen mindestens zwei Wochen, bis bei starkem Kälteeinbruch das Fell komplett ausgetauscht ist und weitere 2 Wochen bis es lang und dicht und somit ganz ausgebildet ist. Kaninchen, die hingegen noch kein ausreichend dickes Fell haben und bei frostigen Temperaturen ins Freie gesetzt werden, könnten sonst Erkältungen oder andere Atemwegserkrankungen bekommen.
Konkret bedeutet dies, dass Kaninchen, die den ganzen Winter über im Freien bleiben sollen, am besten schon im Sommer – noch besser, bereits im Frühjahr im Freien leben sollten. Wichtig ist, dass es keine Nachtfröste mehr geben sollte für Kaninchen, die nur im Haus gelebt haben Am besten also, man wartet den Monat Mai ab und setzt das Kaninchen dann ins Freie. Dabei sollte die Außentemperatur und Innentemperatur des Hauses möglichst ähnlich sein, um einen zu großen Temperaturunterschied zu vermeiden.
Gehegegröße
Ein Gehege für zwei bis drei Tiere empfehlen wir mindestens eine Größe von 6 m². Für jedes weitere Kaninchen kommen 2 – 3 m² dazu. Diese Mindestmaße sind keine Optimalmaße sondern nur das Minimum, idealerweise plant man deutlich mehr Platz ein.
Allgemein werden aber unter Kaninchenhaltern meist folgende Mindestmaße angegeben:
- 2m² je Tier auf einer Fläche (Etagen zählen nicht) für Kaninchen mit täglichen Auslauf.
- 3m² je Tier auf einer Fläche für Kaninchen ohne täglichen Auslauf.
Wer sich unsicher ist, ob die zukünftige Gehegefläche groß genug ist, dem kann dieser Rechner hier sicherlich weiterhelfen.
Standort
Auch der Standort für den Kaninchenstall muss mit größter Sorgfalt gewählt werden. Das Außengehege sollte ganztägig Schattenplätze bieten. Eine überdachte Gehegeseite bietet außerdem Schutz bei gelegentlichen Regenschauern. Kleintiere in Außenhaltung müssen aber nicht nur vor der Witterung, sondern auch vor anderen Tieren geschützt werden. Kaninchen haben zahlreiche natürliche Feinde wie Greifvögel, Marder, Katzen oder Füchse.
Folgende Punkte sollten Sie besonders beachten:
- Sie sollten generell das gesamte Gehege mit der Rückseite zu der Wetterseite ausrichten Wer die Möglichkeit hat, es direkt an Garage oder Hauswand anzubringen – noch besser. Auch ein Standort unter einem Dachvorsprung kann optimal sein.
- Kaninchen reagieren äußerst empfindlich auf Hitze ab 25° C. Kaninchen können nur in sehr geringem Maße durch an den Lippen gelegene Drüsen schwitzen. Ein kleiner Teil Hitze wird durch die Ohr-Oberfläche abgekühlt, wo ein arteriovenöses System dafür sorgt. Das Gehege sollte also keinesfalls in der vollen Sonne stehen und falls doch, muss der obere Bereich ausreichend mit Brettern beschattet werden. So haben Kaninchen zu jeder Tageszeit, die Möglichkeit genügend Platz im Schatten zu finden. Dennoch sollte das ganze Gehege wiederum auch nicht ständig im Schatten stehen – ein Idealfall wäre etwas Sonne am Morgen.
- Im Winter ist ein Plätzchen wichtig, das komplett vor Zugluft abgedichtet ist. Idealerweise wird die Wetterseite des Kaninchengeheges mit z.b. Plexiglas oder Holz komplett geschlossen. Dies muss fast, aber nicht ganz bis zum Boden herunter reichen.
- Ein trockenes Plätzchen sollte den Kaninchen ebenfalls zur Verfügung stehen. Bei etwas Regen, wird schnell alles matschig und auch das Futter wird feucht und schimmelig.
- Kaninchen sind weitaus geräuschempfindlicher als man denkt! Daher darf auch der Faktor Lärm bei einer Standortwahl des Geheges nicht außer Acht gelassen werden.
Ein sicheres Zuhause für die Kaninchen
Nicht nur in ländlichen Gegenden, sondern auch in der Stadt lauern die natürlichen Feinde von Kaninchen. Auch von herumstreunenden Katzen oder Hunden kann Gefahr für die Langohren ausgehen. Das A und O der Außenhaltung ist daher ein stabiles, vollständig gesichertes Gehege.
Der Grundaufbau von Kaninchen-Außengehegen ist immer ähnlich:
Die Basis bildet ein Gerüst aus Holzbalken, an dem ein punktgeschweißter, viereckiger Volierendraht befestigt wird. Lassen Sie sich bitte nicht von einem so genanntem „Kaninchendraht“ irreführen. Dieser sechseckige Draht ist zwar sehr günstig, aber zu dünn und kann von den Kaninchen aufgebogen und durchgebissen.
Es empfiehlt sich, auch beim Holz auf qualitativ hochwertiges Material zu achten. So kann das Gehege mehrere Jahre Witterung standhalten.
Idealerweise ist das Gehege so hoch, dass die Hoppler bequem darin stehen können. Sogenannte Pyramidengehege bieten den Vorteil, dass sie ausreichend hoch sind und Laub, Schnee und Regen gut abrutschen bzw. ablaufen können.
Kaninchen buddeln gerne und im Nu ist ein Tunnel aus dem Gehege hinausgegraben. Daher muss das Gehege auch nach unten abgesichert werden.
Futterstelle
Eine Futterstelle sollte überdacht und mit einem leicht erhöhten Holzboden versehen sein. Wasser muss frostsicher angeboten werden. Für das tägliche Fressen ist eine Heuraufe sinnvoll, denn wenn das Heu am Boden liegt, könnte doch mal ein Kaninchen hineinpieseln und das Heu so verunreinigt oder aber auch durch Regen einfach nass werden. Eine Heuraufe hingegen verhindert das Ansammeln von Feuchtigkeit.
Bodenbeschaffenheit
Der Boden des Geheges muss so trocken wie möglich sein. Der Bodeneinstreu sollte vielfältig gestaltet sein (Kies, Buchenspäne, Stroh, Weichholzgranulat, Steinplatten etc.), denn unterschiedliche Bodenstrukturen wirken anregend und fördern das Abwetzen der
Krallen.
Die Schutzhütte
Die Schutzhütte muss trocken, zugluftsicher, gut isoliert und raubtiersicher sein. Sie muss eine erhöhte Ebene und darunter eine bzw. mehrere Schlafkammern besitzen. Der Eingang sollte leicht versetzt und
geschützt sein, sodass keine Zugluft in die Hütte dringen kann. Ein Hohldach über dem Flachdach
verhindert im Sommer einen Hitzestau.
Dafür sollte die Hütte aus mindestens 15 mm dickem Holz bestehen oder einem anderen Dämmmaterial ausgekleidet werden. Die Kaninchen müssen dauerhaft Zugang zur Schutzhütte haben. Der Betreuer muss Zugriff haben, ohne die Tiere in Panik zu versetzen: Über z.B. ein aufklappbares Dach.
Größe
Ideal sind für zwei Zwergkaninchen und kleine Rassen Ställe eine Grundfläche von etwa 0,5 m² und einer Höhe von 40 cm, für mittelgroße und für größere Kaninchen 0,8 – 1,0 m². Grundsätzlich sollte pro Tier eine Schutzhütte angeboten werden, damit sich die Kaninchen bei kleineren Streitigkeiten aus dem Weg gehen können. Zu groß sollte die Hütte aber auch nicht sein, damit im Winter nicht zu viel Wärme verloren geht.
Höhe
Ob Sie das Gehege in Stehhöhe einrichten sollen, hängt von Ihnen ab. Die Kaninchen sollten uneingeschränkt Bocksprünge machen können und sich auf Aussichtsplattformen setzen können.
Die Gehege Einrichtung muss an die Sprungkraft der Kaninchen angepasst sein und man sollte von einem Meter Sprunghöhe ausgehen. Das kann bei zu niedriger Höhe unbequem werden.
Einrichtung
Im Winter ist eine mindestens 10 cm dicke Lage von Einstreu und zusätzlich eine dicke Lage Stroh in der Hütte notwendig. Durch das Einstreu wird die Schutzhütte von unten wärmegedämmt und das Stroh bietet zusätzlich ein isolierendes Nest. Die Schutzhütte sollte, wenn sie den Kaninchen auch als Toilette dient, mindestens 2 Mal in der Woche gereinigt werden. Ist es sehr feucht, wird häufiger gereinigt. Mitunter ist es wichtig eine spezielle Kaninchentoilette in der Schutzhütte anzubieten.
Diese muss nicht isoliert sein, das sonst die Belüftung verhindert wird. Dadurch staut sich schlechte Luft und Feuchtigkeits- es kommt zu einer gesundheitsgefährdenden Schimmelbildung.
Niemals dürfen Kaninchen in einem Stall eingesperrt werden, das käme einem Aufenthalt in einem kleinen Kühlschrank gleich. Unverzichtbar ist daher ein Kuschelpartner der die Schutzhütte mit aufwärmt. Viel Platz, Abwechslung und Artgenossen sind für eine artgerechte Haltung notwendig.
Beschäftigungsmöglichkeiten
Zusätzlich zur Schutzhütte sollten Sie Ihren Hopplern noch weiter Unterschlüpfe und Hindernisse als Versteck- und Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten. Folgendes empfehlen wir Ihnen:
- In einem trockenen Teil des Geheges können beispielsweise feiner Sand zum Buddeln und einige große Tonröhren eingebaut werden
- Kuschelige Plätze, eingestreute Bereiche
- Unverstellte Fläche zum Rennen
- Erhöhte Sitzplätze
- Baumstämme, welche Tieren als Ausguck dient
Buddelkiste
Buddeln ist ein Grundbedürfnis von Kaninchen -insbesondere die Weibchen sind äußerst buddelfreudig. Wenn Sie Kaninchen keine Erde zu buddeln anbieten können, lohnt es sich, eine Buddelkiste bereitzustellen. Diese befüllen Sie optimalerweise mit Spielzeug – oder Vogelsand . Hier finden Sie einige Beispiele:
Funktionelles und sehr hochwertiges Sandbad für Nagetier
- ✅WELNESS PUR – Im Sand reinigen sich die Tiere auf natürliche Weise von Parasiten. Ebenso trägt es zur Krallen- und Fellpflege bei.
- ✅STRESSABBAU – Die Nager fühlen sich im Sand sehr wohl und können dort entspannen.
- ✅TRANSPORT – Der Standort der Buddelkiste kann jederzeit durch die angebrachten Tragegriffe geändert werden.
- ✅PLATZ – Die große Buddelkiste bietet genügen Platz für ausgiebige Buddeleinheiten.
Geeignete Außenhaltungsformen
Gehege
Gehege bieten ausreichend Möglichkeiten für eine abwechslungsreiche Einrichtung. Sie sind der ideale Kompromiss aus den Bedürfnissen der Kaninchen und der notwendigen Sicherheit. Kaninchen können gleichzeitig ihre Umgebung beobachten, volles Sonnenlicht genießen oder während des Winters rumtoben.
- Stabile Konstruktion: Hergestellt aus verzinktem Metall, das robust und witterungsbeständig ist, ideal für den Einsatz im Freien.
- Einfache Montage: Schnell und unkompliziert mit Erdspießen aufzustellen, die für einen sicheren Stand sorgen.
- Erweiterbar: Kann durch zusätzliche Gehege erweitert werden, um den Auslaufbereich flexibel zu vergrößern.
- Abdecknetz mit Sonnenschutz: Schützt vor Raubvögeln und bietet gleichzeitig einen UV-Schutz für Ihre Tiere.
- Optimale Größe: Ø 143 cm mit 8 Zaunelementen (je 57 x 56 cm) und einem sicheren Gitterabstand von 2,8 cm.
Gartenhütte plus zusätzlicher Auslauf
Bei der Unterbringung von Kaninchen in einem umfunktioniertem Garten müssen Sie bedenken, dass Kaninchen genauso wie wir um lebensnotwendiger Vitamine zu bilden den Kontakt zur direkten Sonne benötigen. Eine ausschließliche Unterbringung im Gartenhaus ist nicht empfehlenswert, wenn die Kaninchen nicht zusätzlicher Auslauf im Freien angeboten wird.
Ansonsten ist die Unterbringung in einem von Hand gebauten oder üblichen Gartenhaus aus Holz und Fenstern eine weitere artgerechte Möglichkeit der Außenhaltung. Ein solches Gartenhaus ist einfach an die Bedürfnisse von Kaninchen anzupassen.
Außenhaltung auf dem Balkon
Balkonhaltung ist – richtig umgesetzt – eine artgerechte Alternative zum herkömmlichen Gehege. Selbstverständlich sollte auch dieser Ort genug Platz für ein artgerechtes Gehege bieten – also mind. 4qm Fläche für ein Pärchen. Dies wäre Ausschlusskriterium Nummer 1, bei der Überlegung, ob diese Haltungsform infrage kommt.
Die Entscheidung, ob eine Balkonhaltung infrage kommt oder nicht, hängt auch von der Wetterseite Ihres Balkons ab. Ein Süd- oder Südwestbalkon, der nicht vor der Sonne geschützt werden kann, ist wegen der direkten Sonneneinstrahlung nur schwer geeignet. Ideal ist es, wenn die Tiere sowohl sonnige als auch schattige Bereiche haben, sodass sie selbst entscheiden können, wo sie sich aufhalten möchten.
Stall mit einem mobilem Auslauf
Auch eine gängige Möglichkeit wäre die Haltung im Stall. So können die Kaninchen selbst entscheiden können, wann sie sich in den Stall zurückziehen wollen und wann sie die Zeit im Auslauf verbringen. Diese Kombination ist ideal, solange Stall als auch Gehege jederzeit frei zugänglich sind und ausreichend gesichert wurden, sodass sich die Kaninchen frei und gefahrlos bewegen können. Ein Auslauf im Gittergehege bietet weder Schutz zu den Seiten, in Richtung Boden noch nach Oben. Handelsübliche Ställe müssen in der Regel nachgerüstet werden, damit sie tatsächlich sicher vor Feinden sind. Das ist auch zu berücksichtigen, wenn sich die Kaninchen tagsüber im Auslauf aufhalten.
Ungeeignete Außenhaltungsformen
Buchtenhaltung
Diese Form der Haltung in einem 1-2-stöckiger Holzstall birgt schwerwiegende Risiken für die Gesundheit der Kaninchen. Die Größe des der Buchten ist oft völlig unzureichend. Die Einrichtung ist oft zu reduziert, um Kaninchen die nötige Beschäftigung zu bieten. Der Bewegungsapparat wird nicht genug belastet und dadurch verkümmert die Muskulatur dieser Tiere.
Freilandhaltung
Immer wieder begegnet man dem Thema „Freilandhaltung“. Eine Art der Außenhaltung, bei der die Kaninchen ohne schützendes Gehege in einem Garten leben. Teilweise nur tagsüber, manchmal aber auch gänzlich.
Diese Haltungsform von Kaninchen führt nach einer bestimmten Haltungsdauer neben Verhaltensproblemen zu einer zunehmenden Verschlechterung der gesundheitlichen Situation des Kaninchens. Diese Problematik ist tierschutzrelevant, zumal eine unvermeidbar niedrige Sterblichkeit und Krankheitshäufigkeit zu den bedeutsamsten Indikatoren in der Kaninchenhaltung gehören.
Im Bereich der Hobby-Kaninchenhaltung kann die Freilandhaltung unter Beachtung dieser Risiken nicht empfehlenswert sein.
Lesenswerte Ratgeber und weiterführende Literatur
- Wegler, Monika (Autor)
- Wegler, Monika (Autor)
Letzte Aktualisierung am 2024-11-20
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